Kurzmitteilung

1. Der Versuch einer Definition des Begriffs „Cybermobbing“

Cybermobbing, Internet, Facebook, Youtube, Schüler

Bild entnommen von: http://www.sueddeutsche.de/bildung/cybermobbing-unter-schuelern-virtuelle-verletzungen-realer-schmerz-1.1674427

Cybermobbing ist ein neues Phänomen in der Gesellschaft und wird seit dem Jahre 2004 näher untersucht (vgl. Scheithauer u.a. 2012, S.11). Als eine Unterform des Mobbings stellt es eine auf neue Techniken basierende Erweiterung desselben dar (vgl. Schubarth 2013, S.87). Karl E. Dambach führt die folgende Definition zu Cybermobbing an: „Bei Cyber-Mobbing (Cyber-Bullying) geht es darum, dass neue Techniken, wie z.B. E-Mails, Chats, Instant Messaging Systeme (wie z.B. ICQ oder MSN) oder auch Handys eingesetzt werden, um immer wieder und mit voller Absicht andere zu verletzen, sie zu bedrohen, sie zu beleidigen, Gerüchte über sie zu verbreiten oder ihnen Angst zu machen.“ (Dambach 2011, S.15)

Laut der aktuellen Studie vom Bündnis gegen Cybermobbing stellt das Internet mit seinen zahlreichen Möglichkeiten, neben der direkten Kommunikation oder Informationsrecherche, einen neuen Tatort für das allgegenwärtige Phänomen Mobbing dar. Die Ausführung der Aggression unter den Jugendlichen hat sich in diesem Zeitalter zu dem Medium Internet verschoben. (Vgl. Katzer u.a., S.11)

Das Internet mit all seinen Chancen und Gefahren ist heutzutage fast allen zugänglich und wird von den meisten Jugendlichen genutzt. Zu der Grundausstattung der Haushalte, denen 6 bis 13-Jährige, sowie auch 12 bis 19-Jährige angehören, gehört ein Fernseher, ein Computer, ein Internetanschluss als auch ein Handy (vgl. KIM-STUDIE 2012, S.8; vgl. JIM-STUDIE 2012, S.6). Laut der KIM-STUDIE zählen 62% der 6 bis 13-Jährigen zu den Nutzern des Internets (vgl. KIM-STUDIE 2012, S.33). Das Ausmaß nimmt bei den 12 bis 19-Jährigen noch deutlich zu. Nach der JIM-STUDIE gehören 78% der Jugendlichen zu den ständigen Nutzern von Internetplattformen (vgl. JIM-STUDIE 2012, S.33) und 91% der Jugendlichen nutzen dauernd das Internet, Handy oder Fernsehen (vgl. ebd., S.12). Da fast jedes Kind beziehungsweise jeder Jugendliche das Internet zu Kommunikations- und Organisationszwecken nutzt, ist es laut Sascha Lobo und Kathrin Passig kaum möglich, sich diesem zu entziehen. Ein Verzicht könnte mit erheblichen Einbußen verbunden sein wenn man bedenkt, dass mit Hilfe des Internets oftmals auch wichtige Termine und Bekanntmachungen weitergegeben werden. (Vgl. Lobo u.a. 2012, S.218)

Wesentliche Merkmale des Cybermobbings sind von Alsaker ausformuliert worden. Er beschreibt, dass Cybermobbing durch die mögliche Anonymität der Täter leichter durchzuführen ist und weniger Grenzen zur Durchführung besitzt. Des Weiteren kann der potenzielle Kreis der Mittäter und auch Unbeteiligten nicht klar diagnostiziert werden. Es lassen sich somit noch größere Machtunterschiede zwischen den Tätern und Opfern des Cybermobbings ausfindig machen als bei dem älteren Phänomen Mobbing. Außerdem vergisst das Internet nur selten Inhalte, die jemals eingestellt worden sind. Die unangenehmen Fotos oder die verbreiteten Gerüchte bestehen also längerfristig. Auch ist die Art des Tyrannisierens für die Erwachsenen nur selten erkennbar. (Vgl. Alsaker 2012, S.38f.)

Viele Opfer besitzen auch die Angst, den Eltern von ihren Problemen im Internet zu erzählen, da sie befürchten, dass ihnen dann der Umgang mit dem Medium verboten wird (vgl. Pieschl u.a. 2012, S.37). Das Verbot könnte möglicherweise in den Augen der Kinder und Jugendlichen zur Folge haben, dass sie dadurch vollständig von der sozialen Umgebung abgeschlossen werden und somit niemals dem Opferstatus entkommen können. Noch dazu ist Cybermobbing laut Fereidooni nicht an eine gewisse Zeit gebunden, der Ort ist kein Hinderungsgrund und zusätzlich kann es unabhängig von bestimmten Situationen (vgl. Fereidooni 2013, S.22), dank „der Speicher-, Archivierungs- und Versendemöglichkeiten“ (ebd., S.22) der neuen Technologien, stattfinden. All diese Faktoren müssten bei „normalen“ Mobbing erfüllt sein.

2. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Cybermobbings in unserer Gesellschaft

Cybermobbing kann in zwei Formen untergliedert werden. Hierzu zählen das direkte Cybermobbing und das indirekte Cybermobbing. Laut Schubarth kann allgemein festgehalten werden, dass der tägliche Umgang mit Medien große negative Auswirkungen haben kann. „Er führt zu einer Begrenzung der Freizeitinteressen und -tätigkeiten und zu schlechteren Schulleistungen, zugleich werden aggressive Dispositionen gefördert, was zu sozialer Ausgrenzung bzw. zum Anschluss an gleichgesinnte Peers führt.“ (Schubarth 2013, S.75) Neben den selbst verursachten Folgen durch den Medienumgang hat das Bündnis gegen Cybermobbing in seiner Studie festgestellt, dass über 60% der Opfer von Cybermobbing im Internet abfällig gesprochen wird, weitere 40% sind Opfer von erfundenen Aussagen. Außerdem werden 30% der Opfer durch spöttisches Reden geärgert und jeweils circa 25% eingeschüchtert, bedrängt, verängstigt oder isoliert. Von 17% der Opfer werden Fotos aus dem Internet kopiert und anderweitig veröffentlicht. Letztendlich berichten 15% der Schüler, dass über sie peinliche Fotos oder Filme im Internet vorhanden sind. (Vgl. Katzer u.a., S.95)

Um diese schwerwiegenden Folgen in die unterschiedlichen Erscheinungsformen untergliedern zu können, wird im Folgenden konkretisiert, wie sich das direkte Cybermobbing und wie sich das indirekte Cybermobbing darstellt.

2.1 Direktes Cybermobbing

Bei dem direkten Cybermobbing ist dem Opfer der Täter bekannt. Dies findet laut Fereidooni unter anderem dadurch statt, dass das Opfer von den Tätern öffentlich schikaniert oder geschlagen und gleichzeitig dabei gefilmt wird (vgl. Fereidooni 2013, S.37). Diese Filme werden im Anschluss an die Aktion in das Internet gestellt, per Handy verschickt und dann wiederum an andere weitergeleitet. Die Demütigungen erfolgen laut Renè Stephan offensichtlich, indem sie „bspw. über SMS, MMS, E-Mails, Telefonanrufe, Instant Messenger oder in einem SN“ (Stephan 2010, S.20) (Sozialen Netzwerk) geschehen.

2.2 Indirektes Cybermobbing

Das indirekte Cybermobbing findet anonym statt. Das heißt, dass das Opfer den Täter nicht kennt. Die Taten geschehen also auf einer verdeckten Art und Weise über die neuen Medien beziehungsweise Techniken. Hierzu zählt Fereidooni das Bekanntmachen von falschen Inhalten über das Opfer. Noch dazu werden teilweise in virtuellen Communities die Identitäten der Opfer angenommen und hiermit andere User oder Freunde des Opfers beleidigt. (Vgl. Fereidooni 2013, S.37) Dieses Verhalten der Täter kann dann zu einer Ausgrenzung des Opfers führen, obwohl es nie etwas Falsches getan hat. Auch Stephan bestätigt diese Aussagen. Er schreibt, dass der Täter sich darauf konzentriert, das Opfer sozial zu isolieren, oder seine Personalien annimmt, um die sozialen Kontakte zu belasten. Auch macht der Täter das Opfer häufig schlecht. (Vgl. Stephan 2010, S.20)

Literatur:

– Alsaker, Francoise D. (2012): Mutig gegen Mobbing in Kindergarten und Schule.

– Dambach, Karl E. (2011): Wenn Schüler im Internet mobben. Präventions- und Interventionsstrategien gegen Cyber-Bullying.

– Fereidooni, Karim (2013): Anti-Bullying für Weiterführende Schulen. Ein Interventions- und Präventionsprogramm.

Lobo, Sascha/Passig, Kathrin (2012): Internet. Segen oder Fluch.

Pieschl, Stephanie/Porsch, Thorsten (2012): Schluss mit Cybermobbing! Das Trainings- und Präventionsprogramm «Surf-Fair».

Scheithauer, Herbert/Siebenbrock, Anja/Schultze-Krumbholz, Anja/Zagorscak, Paul (2012): Medienhelden. Unterrichtsmanual zur Förderung von Medienkompetenz und Prävention von Cybermobbing.

– Schubarth, Wilfried (2013): Gewalt und Mobbing an Schulen. Möglichkeiten der Prävention und Intervention.

– Stephan, Renè (2010): Cyber-Bullying in sozialen Netzwerken. Maßnahmen gegen Internet-Mobbing am Beispiel von schülerVZ.

– Wieferich, Jennifer (2013): Vergleich von Mobbing und Cybermobbing im schulischen Kontext – Die Folgen für Betroffene.

– Katzer, Dr. Catarina/Leest, Uwe/Schneider, Christoph: Cyberlife – Spannungsfeld zwischen Faszination und Gefahr. Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern. Eine empirische Bestandsaufnahme bei Eltern, Lehrkräften und Schülern/innen in Deutschland. Im Internet: http://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/studie/cybermobbingstudie.pdf.

– Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hg.): KIM-STUDIE 2012. Kinder + Medien, Computer + Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland. Im Internet: http://www.mpfs.de/fileadmin/KIM-pdf12/KIM_2012.pdf.

– Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hg.): JIM-STUDIE 2012. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Im Internet: http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf12/JIM2012_Endversion.pdf.

Diskussionsanregungen:

Die meisten Kinder und Jugendlichen, die täglich in sozialen Netzen aktiv sind, kennen solche Formen des Cybermobbings, sind häufig sogar selber davon betroffen. Daher stellt sich die Frage, in wie fern bereits im Rahmen des schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrags diesem Phänomen vorgebeugt werden kann.

Im Rahmen der Elternarbeit werden Lehrerinnen und Lehrer oft über Fälle von Cybermobbing oder anderen Formen des Mobbings innerhalb der Klassengemeinschaft informiert und vor die Aufgabe bzw. Herausforderung gestellt betroffenen Kindern und Jugendlichen zur Seite zu stehen und dafür zu sorgen, dass dieses oft anonyme Verhalten innerhalb der Klassengemeinschaft unterbunden wird. Hier stellt sich die Frage in welchem Rahmen Lehrer und Lehrerinnen tätig werden und wie sie die konkrete Umsetzung gestalten können!